Das Waldbrandteam hat am vergangenen Wochenende seinen ersten Einsatz in Deutschland absolviert. Zusammen mit örtlichen Kräften sowie überörtlichen Spezialkräften der SKV Zehdenick, des European Forest Institute (EFI) sowie @fire wurde ein gemeinsamer Einsatzabschnitt bei dem Großfeuer in der Gohrisch Heide an der Landesgrenze Brandenburgs zu Sachsen erfolgreich bearbeitet.
Die Situation in den deutschen Wäldern ist insbesondere durch die anhaltende Trockenheit seit Wochen angespannt gewesen. Neben vielen kleineren Bränden die lediglich eine regionale Betrachtung bekamen, kam es in Brandenburg in der vorletzten Woche zu den ersten großen Waldbränden. Im Bereich Treuenbrietzen sowie Frohnsdorf standen insgesamt etwa 400 Hektar in Flammen. Hierbei kam erstmals auch das kontrollierte Ausbrennen von Flächen durch Spezialkräfte zum Einsatz, was ein wesentlicher Faktor für die erfolgreiche Brandbekämpfung und in der Fachpresse verfolgbar gewesen ist.
Am Donnerstag (22.06.2022) brach in der Gohrischheide auf dem Gebiet des Bundesland Sachsen ein großer Waldbrand aus, der sich aufgrund der Windrichtung schnell in den Bereich Brandenburg ausbreitete. Nachdem sich dieser am Freitag bereits auf etwa 800 Hektar ausgebreitet hatte, entschied sich die Einsatzleitung auf dem Gebiet des Land Brandenburg nach einer Beratung durch die Landesschule und Technische Einrichtung für Brand- und Katastrophenschutz Brandenburg neben den Brandschutzeinheiten aus Brandenburg (vergleichbar mit Kreisbereitschaften in Niedersachsen) auch überörtliche Spezialkräfte anzufordern und einzusetzen.
Für das Waldbrandteam wurde die Anfrage nach Verfügbarkeit am Freitag, den 23.06. am späten Nachmittag gestellt, so dass gegen 19.30 Uhr ein Voralarm durch den Vorstand Detlef Maushake ausgelöst und die Verfügbarkeit der Mitglieder abgefragt wurde. Nachdem eine positive Rückmeldung über ausreichend verfügbare Einsatzkräfte gegeben werden konnte, wurde die Anforderung durch den Stab in Brandenburg bestätigt und um kurz vor 23 Uhr der erste Einsatzalarm des Waldbrandteams ausgelöst.
Die Einsatzkräfte des Waldbrandteams sind dezentral über ganz Deutschland verteilt und somit liefen die Teilnehmenden je nach Wohnort entweder das Lager in Salzgitter-Salder oder den zugewiesenen Bereitstellungsraum „Lausitz“ in der Stadt Bad Liebenwerda im Landkreis Elbe-Elster an. Am Lager wurde das benötigte Einsatzmaterial verlastet. Hierbei wurden neben Handwerkzeugen, Wasserrucksäcken und einer umfangreichen Anzahl D-Schläuchen in Schlauchfix-Tragerucksäcken auch Funkgeräte verlastet. Eine kleine Tragkraftspritze wurde mitgeführt, kam, ebenso wie Material zum Legen von Gegenfeuer, jedoch nicht im Einsatzverlauf zum Einsatz. Von dort rückte man mit zwei durch die Berufsfeuerwehr Salzgitter zur Verfügung gestellten Mannschaftstransportfahrzeugen sowie einem Anhänger gegen 4.30 Uhr aus.
Nachdem die insgesamt 14 Einsatzkräfte des Waldbrandteams sich im Bereitstellungsraum einsatzbereit gemeldet und mit den 12 Kräften der SKV Zehdenick gesammelt hatten, rückte man gegen 10 Uhr gemeinsam ins Einsatzgebiet im Einsatzabschnitt 1 ab. Dieser befand sich süd-westlich der Ortschaft Kosilenzien und umfasste etwa 36 Hektar Fläche einer Kiefern-Waldschonung sowie überwiegend Getreidefeldern. Den Kontakt zur Abschnittsleitung und zum Stab hielt Kai Hildebrandt von @fire, die Kräfte der Organisation waren hier bereits seit dem Vortag zusammen mit Brandschutzeinheiten der Feuerwehren im Einsatz.
Hauptaufgabe war die Bearbeitung von Glutnestern durch Mop-Up. Die Glutnester befanden sich teilweise in der oberen Humus-Schicht, teilweise hatten sich diese durch die Wurzeln von abgestorbenen Baumstümpfen in die untere Humus-Schicht unterhalb einer festen Sandschicht ausgebreitet. Messungen ergaben in etwa 30 cm tiefe Temperaturen von bis zu 400 Grad Celsius. Die Einsatzleitung hatte die Befürchtung, dass bei entsprechenden Winden die Glutnester in diesem Bereich wieder aufflammen könnten und sich auf nahe, noch nicht verbrannte Bereiche (insbesondere erntereife, sehr trockene Getreidefelder) ausbreiten könnten.
Die Kräfte begannen nunmehr mit den mitgeführten Spezialwerkzeugen die Glutnester im Boden zu bearbeiten. Hierzu wurden Trupps gebildet die mit Pulaski, Gorgui sowie Torga den Boden aufhackten und dann unter Verwendung von Wasserrucksack oder D-Strahlrohren Glutnester ablöschten. Die Wasserversorgung erfolgte durch die wasserführenden Fahrzeuge der Brandschutzeinheiten, die dem Einsatzabschnitt zugewiesen waren. Dies bedeutete eine deutliche Änderung der bisherigen Taktik in diesem Bereich. Vorher wurde die verbrannte Fläche oberflächig gewässert um diese abzukühlen.
Bereits nach kurzer Zeit konnte eine deutliche Verringerung der Intensität der Glutnester festgestellt werden. Die freien Kräfte der wasserführenden Fahrzeuge wurden durch die Spezialkräfte in die Tätigkeit mit eingebunden. Zudem bekamen diese auch entsprechende Erklärungen zu der Vorgehensweise. Nach einer kurzen Einweisung an den Gerätschaften wurden die Trupps durchmischt und durch die größere Schlagkraft konnte der Einsatzabschnitt zügig bearbeitet werden. Zudem wurden Kräfte des Waldbrandteams und des EFI für die Schaffung einer Schneise im Einsatzabschnitt 2 für Sägearbeiten eingesetzt. Zwischendurch machte sich auch der Innenminister des Landes Brandenburg, Michael Stübgen, ein Bild der Lage.
Gegen 19 Uhr wurden die Spezialkräfte ausgelöst und verlegten zur Körperhygiene in die zugewiesene Unterkunft im Gewerbegebiet Lausitz. Nach einer erforderlichen Dusche konnte am Feuerwehrhaus in Kosilenzien entsprechende Verpflegung aufgenommen werden, die durch die örtliche Feuerwehr und deren Angehörigen zubereitet wurde.
Nach einer Nachtruhe kehrte man am Sonntag gegen 6 Uhr in den Einsatzabschnitt 1 zurück um weiter Glutnester zu bekämpfen. Hier wurden wir durch zwei GTLF auf Tatra-Basis nicht nur mit Wasser, sondern auch durch die Besatzung der Fahrzeuge wie am Vortag tatkräftig unterstützt. Während am Vortag die wasserführenden Fahrzeuge noch häufiger Pendeln mussten, brauchten die Tatra während der gesamten Einsatzdauer bis etwa 11 Uhr nur einmal Wasser aufzufüllen. Zudem konnten wir noch ein verletztes Reh aufspüren und über einen Förster, dem Tierarzt zwecks Behandlung zuführen.
Anschließend wurde in Kosilenzien die Ausrüstung verlastet und die Einsatzkräfte verlegten zurück nach Salzgitter, um das Einsatzmaterial im Lager zu verstauen und anschließend die Heimreise anzutreten. Gesamteinsatzende war somit am späten Sonntagabend.
Als Fazit können wir aus diesem Einsatz mitnehmen, dass die Zusammenarbeit mit den anderen Organisationen gut und das Engagement der Einsatzkräfte sowie deren Wissensstand hoch ist. Auch konnten Verbesserungen gefunden werden, die zeitnah umgesetzt werden sollen.
Abschließend geht ein Dank des Waldbrandteams an:
- die Einsatzkräfte sowie deren Angehörigen der Ortsfeuerwehr Kosilenzien für die Verpflegung und unkomplizierte Hilfestellung sowie Gespräche
- die Anwohner Kosilenziens. Hier ein Eis, da ein Hinweis und einen kurzen Plausch
- den SKV Zehdenick und @fire für die unkomplizierte Zusammenarbeit. Es war körperlich anstrengend, hat aber auch Dank der super Zusammenarbeit viel Spaß gemacht
- die Berufsfeuerwehr Salzgitter für die beiden MTF
- die Verantwortlichen in Brandenburg für das Vertrauen, uns in den Einsatz zu rufen